Richtig Pipettieren: In 10 Schritten zum Pipettier-Profi
Ob im Routinelabor oder in der Forschung – Präzision und Funktionalität sind die Eigenschaften, die beim Pipettieren mit Luftpolster-Kolbenhubpipetten Standard sein sollten.
Für präzise Ergebnisse beim Pipettieren ist nicht nur die Qualität der Pipette und der Spitzen entscheidend, sondern auch die richtige Handhabung. Mit diesen zehn praxiserprobten Tipps verbessern Sie Ihre Pipettiertechnik und erzielen genauere Ergebnisse.
Richtige Kombination aus Pipette und Spitzen
1. Optimalen Volumenbereich nutzen
Die höchste Präzision wird im oberen Volumenbereich einer Pipette erreicht.
Für höchste Präzision empfehlen wir die Nutzung einer Pipette im Bereich von 30 % bis 100 % des Nennvolumens.
Bei Volumina unter 30 % des Nennvolumens empfiehlt sich der Umstieg auf eine Pipette mit kleinerer Volumenvariante.
2. Passfähigkeit der Spitzen
Ein Color Code erleichtert die Auswahl der passenden Spitzen für die entsprechende Pipette.
Um einwandfreie Analysenergebnisse zu erzielen, ist die Verwendung von Qualitätsspitzen unerlässlich. Die Spitze sollte senkrecht aufgesteckt werden und fest und dicht am Schaft abschließen. Undicht sitzende Pipettenspitzen können die Genauigkeit um 0,5 % bis 50 %* beeinflussen. Pipettenspitzen sind Einmalartikel, daher beeinträchtigt eine mehrfache Verwendung von Pipettenspitzen die Genauigkeit.
Beste Ergebnisse werden mit originalen Spitzen des Pipettenherstellers erreicht.
Vorbereitende Schritte
3. Temperaturausgleich ausführen
Optimale Ergebnisse werden erzielt, wenn Pipette, Pipettenspitze und Flüssigkeit auf die gleiche Temperatur eingestellt sind (Temperaturausgleich an Umgebungsbedingung ~ 2 h).
Bei höherer Temperatur verringert sich die Dichte des Mediums. Hierdurch ergibt sich eine Erhöhung des Volumens. Deshalb sollten Pipette, Pipettenspitze und Flüssigkeit für ca. 2 h auf Raumtemperatur equilibriert werden. Bei Temperaturunterschied nimmt die Genauigkeit bis 0,3 %/K* ab.
4. Luftpolster vorbefeuchten
Während des Ansaugens verdunstet Flüssigkeit von der Oberfläche des Mediums in das Luftpolster. Der entstandene Dampf verdrängt das Medium während des Ansaugens und der Wartezeit, was zu einer Volumenabnahme führt. Eine höhere Dampfsättigung im Luftpolster verringert die Verdunstung während des Ansaugens.
Um das Luftpolster zu sättigen, sollte jede neue Spitze vorbefeuchtet werden.
Dadurch wird die Verdunstung der Flüssigkeit in das Luftpolster minimiert und die Genauigkeit um bis zu 2%* erhöht.
Volumenaufnahme
5. Eintauchwinkel
Für das beste Pipettierergebnis sollte der Eintauchwinkel maximal 10° betragen. Der Eintauchwinkel und der Eintauchtiefe nehmen mit bis zu 1,0 %* Einfluss auf die Genauigkeit.
6. Eintauchtiefe
Je nach Volumengröße ist es wichtig, die richtige Eintauchtiefe für die Pipettenspitze zu wählen. Auch wenn die Eintauchtiefe das Volumen nicht direkt bestimmt, können indirekte Effekte auftreten, die die Genauigkeit beeinflussen.
Bis 1000 µl ist eine Eintauchtiefe von 2 mm optimal (>1000 µl: 3 – 6 mm).
Die nach ISO 8655 vorgeschriebene Eintauchtiefe ist abhängig von der Pipettengröße.
7. Wartezeit
Die Wartezeit sollte eingehalten werden, um sicherzustellen, dass der Ansaugvorgang vollständig abgeschlossen ist. Bei längerem Verharren verdunstet ein Teil der Flüssigkeit in das Luftpolster und sorgt für eine Abnahme des Volumens.
Zur vollständigen Volumenaufnahme sollte eine Wartezeit von 1 sec bis 1000 µl (>1000 µl: 3 sec) eingehalten werden.
Volumenabgabe
8. Abstreifen bei Volumenabgabe
Die Pipettenspitze wird nach der Flüssigkeitsabgabe über eine definierte Länge an der Gefäßwand abgestreift. Auch der letzte verbleibende Rest Flüssigkeit gehört zum eingestellten Volumen.
Das Abstreifen an der Gefäßwand (über 8 – 10 mm) stellt die Abgabe des kompletten Volumens sicher.
Die Auswirkung auf Genauigkeit beträgt dabei bis zu 3,0 %*.
Pipettiertechnik
9. Gleichmäßiger Pipettierrhythmus
Gleichmäßiges Pipettieren sorgt für konsistente Ergebnisse. Hier ist insbesondere das gezielte Treffen des ersten Anschlags mit konstanter Kraft, die Geschwindigkeit und der Rhythmus ausschlaggebend.
Der Einsatz elektronischer Pipetten reduziert den individuellen Einfluss des Anwenders, da der persönliche Einfluss auf die Bedienkraft des Pipettierknopfes entfällt und der Anschlag konstant und unabhängig vom Anwender angesteuert wird.
10. Wahl der geeigneten Pipettiertechnik
„Vorwärts“ Pipettieren eignet sich insbesondere für wässrige Lösungen.
Beim Pipettieren von problematischen Flüssigkeiten (z.B. viskos, flüchtig, schäumend) wird durch reverses Pipettieren eine höhere Präzision erzielt.
Revers pipettieren bedeutet, dass zusätzlich zum eingestellten Volumen das Überhubvolumen aufgenommen wird. Dieses Volumen bleibt nach Abgabe in der Spitze, um undefiniertes Nachlaufen, Spritzer oder Schaum- und Blasenbildung zu verhindern.
Kompakt und übersichtlich sind die 10 Punkte zum Pipettier-Profi in diesem Link zusammengefasst.
* Prozentzahlen entsprechen den höchsten Richtwerten der ISO 8655 zu möglichen Messabweichungen durch den jeweiligen Einflussfaktor.
Weitere Informationen
Dieser Blogbeitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Firma BRAND GmbH & Co. KG. Quelle aller Bilder: BRAND GmbH & Co. KG.
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