Ist Laborfleisch das bessere Fleisch?

  23.09.2021Kategorie Nachhaltigkeit, Wissenschaft

In-Vitro-Fleisch kommt vom lateinischen in vitro ‚im Glas‘ – also Fleisch aus dem Glas. Das im Labor aus Muskelzellen gezüchtete Fleisch soll zukünftig eine Alternative zu herkömmlichen Fleisch darstellen. Der hohe und weiter steigende Fleischkonsum verursacht viel Tierleid und ist nicht nachhaltig. Finden Sie heraus, ob In-Vitro-Fleisch das Potential zu Lösung dieser Probleme hat.

Faktencheck

  • In den Niederlanden wird seit den 1990ern an Fleisch aus Stammzellen geforscht. Ziel ist es, Muskelfleisch in Petrischalen zu züchten.
  • Im Jahre 2013 gab es den ersten In-Vitro Burger zu einem stattlichen Preis von 300.00$. Wenn das Fleisch zukünftig in Massenproduktion hergestellt wird, dann soll der Preis für ein Burgerpatty bei 10-11$ liegen. Bis Laborfleisch im Supermarkt erhältlich ist, wird es aber noch eine ganze Weile dauern.
  •  Bisheriges Laborfleisch besitzt keinerlei Struktur, wie zum Beispiel bei echtem Steak. Deshalb ist derzeit lediglich die Erzeugung von Hackfleisch möglich.
  • Laut Produzenten und Forschern wird die Herstellung voraussichtlich in 3-5 Jahren so ausgereift sein, dass es ein massentaugliches Produkt ist. Diese Aussage wird aber seit Jahren genannt, deshalb ist die Zeitangabe mit Vorsicht zu genießen.
  • Bis heute ist Laborfleisch ausschließlich in Singapur zum Verzehr erhältlich. Aber handelt sich nicht um pures In-Vitro-Fleisch, es wird in nicht bekannten Verhältnis pflanzliche Bestandteile dazu gemischt.
  • Der Verkaufsstart in Europa ist noch unklar, denn es fehlen noch Zulassungen. Außerdem können sich laut einer Studie von Acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und der Körber-Stiftung aus dem Jahr 2018, nur rund 17% der Deutschen vorstellen, Laborfleisch als Ersatzprodukt zu nutzen.

Herstellung

Für die Herstellung des Fleisches werden Muskelstammzellen schmerzfrei durch Muskelbiopsie einem Tier entnommen. Es folgt die Kultivierung der Zellen in einem Nährmedium. Diese Nährlösung besteht aus Zucker, Mineralien, Vitaminen und einem Wachstumsserum. Das Wachstumsserum wird aus dem Blut im Herzen von lebenden Kälber-Embryos entnommen. Bei diesem Vorgang stirbt meist das ungeborene Kalb und die Mutter muss geschlachtet werden. Die zuvor genannten Muskelstammzellen vermehren sich in der Nährlösung und durchlaufen die sogenannte Myogenese. In einem Bioreaktor findet dieser Prozess der Muskelentwicklung statt.  Des weiteren werden die Muskelfasern durch mechanische sowie elektrische Impulse trainiert, damit diese wachsen. Für den typischen Fleischgeschmack werden Fettzellen, die ebenfalls im Labor gezüchtet wurden, hinzugefügt. Seit Jahren wird an einer anderen Lösung für das Kalbsserum geforscht. Derzeit arbeiten Forscher:innen an einer alternativen Substanz aus Algen.

Laborfleisch

Laborfleisch. Quelle: Adobe Stock

Der Umweltaspekt

Die konventionelle Viehzucht ist für 15% der globalen Treibhausgase verantwortlich, Laborfleisch könnte für eine deutliche Senkung auf potenzielle 0,6% sorgen. Zur Energiemenge ist zu sagen, dass die Erzeugung von Laborfleisch  genau so viel Energie wie die Rinderzucht verbraucht. Dementsprechend wird die doppelte Energiemenge im Vergleich zur Schweinezucht benötigt.

Des weiteren ist die In-Vitro Methode deutlich Platzsparender als die herkömmliche Viehzucht, denn für die Herstellung von Laborfleisch wird nur ein zwanzigstel des Platzes verwendet.

Statt 15.000 Liter Wasser für ein Kilo Steak braucht Laborfleisch die Hälfte, also 7.500 Liter. Dies ist im Vergleich zu Getreide mit 1.600 Litern trotzdem sehr hoch.

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    Pro und Contra

    Ein Vorteil ist, dass bei dem gezüchteten Fleisch keine Abfallprodukte , sondern nur pures Fleisch ohne Sehnen, Haaren und Knochen entstehen. Außerdem enthalten die Inhaltsstoffe bei dem gezüchteten Fleisch keine Krankheitserreger oder Antibiotika.

    Trotz der ethisch fragwürdigen Herstellung verursacht das Fleisch aus dem Labor weniger Tierleid , was eines der größten Vorteile von In-Vitro-Fleisch ist. Positiv hervorzuheben ist, dass seit Jahren an einem alternativen Wachstumsserum aus Algen geforscht wird.

    Wie bereits erwähnt lehnen die Mehrheit der Deutschen den Gedanken Laborfleisch anstatt von tierischem Fleisch zu essen ab. Gründe hierfür sind die Unnatürlichkeit, die Angst vor dem Unbekannten sowie Geschmack oder der hohe Preis. Ebenfalls negativ sind laut der Studien die Auswirkungen auf die traditionelle Landwirtschaft und dem Misstrauen gegenüber der Konzerne, welche das Laborfleisch produzieren.

    Ob sich Laborfleisch als umweltfreundliche Alternative etablieren kann ist nur in Ansätzen abschätzbar, denn das Herstellungsverfahren von Laborfleisch ist im industriellen Maßstab noch nicht etabliert. Aus diesem Grund besitzen die bisherigen Studien sowie die Vergleiche von Umweltbelastungen nur einen hypothetischen Charakter.

    Quellen

    Wann wir endlich … Fleisch essen, für das kein Tier mehr leiden muss – quarks.de 

    Zellkultur statt Tierhaltung: Moderne Biotechnologie bringt Laborfleisch auf den Tisch – Lebensmittel – transgen.de

    In-vitro-Fleisch: Vorteile und Risiken (ernaehrungs-umschau.de)

    In-Vitro-Fleisch. Eine technische Vision zur Lösung der Probleme der heutigen Fleischproduktion und des Fleischkonsums? (Inge Böhm, Arianna Ferrari, Silvia Woll)

    Fleischatlas 2018 – Daten und Fakten über Tiere als Nahrungsmittel (bund.net)

    In-vitro-Fleisch – Wikipedia

    2020. Technik Radar 2020. Was die Deutschen über Technik denken. Eine Studie der Acatech (Deutsche Akademie der Technikwissenschaften) und der Körber-Stiftung.

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